Sein
erstes historisches Fahrrad restaurierte Manfred vor drei Jahren. Hilfreich
dabei war seine Ausbildung als Maschinenbauer und Erfahrung als Restaurator.
So findet man in seinem Haus im 12.Bezirk auch eine umfangreiche Sammlung
von historischen Lampen und Espressomaschinen. Mittlerweile hat er die genaue
Rekonstruktion von historischen Fahrradmodellen zur Meisterschaft gebracht.
Unverzichtbar neben handwerklichen Fähigkeiten sind dabei historische Kataloge
oder einschlägige Bücher wie Papperitz "Markenware Fahrrad", wo akribisch
Modelle und deren Entstehungsgeschichte sowie Firmenlogos aufgelistet sind
- "die Bibel jedes Fahrradsammlers", so Manfred. Bei diesen teils aufwendigen
Recherchen steht ihm seine Lebensgefährtin Eleonore
zur Seite,
die neben der "Wiesner Rahmennummernliste" eine eigene Liste angelegt
hat, mit der sich Räder datieren lassen. Ein Wunsch der beiden ist ein
Zentralarchiv, in dem jenseits sammlerischer Eifersucht alle Informationen
von Fahrradsammlern zusammenfließen
Ihr
Fahrradlager ist mittlerweile auf 500 Rädern angewachsen,
von
denen Manfred einige bereits in einen unglaublich schönen und fahrtüchtigen
Zustand brachte. Diese werden im angeschlossenen Geschäftslokal zum Verkauf
angeboten. Der Verkaufspreis wird von beiden als Schmerzensgeld tituliert,
- verständlich, wenn man die Seltenheit einiger Exponate denkt. Zudem
vergehen oft Jahre bis ein Fahrrad in seinem Orginalzustand wiederaufersteht.
Selbstredend, dass sie sich von einigen Schmankerln nicht so schnell trennen
wollen. Ein großes plus ihrer Fahrradsammlung ist das breite Reportoire.
Es werden Räder aus den Zeitperioden von 1880 bis in die Gegenwart angeboten,
- "und das obwohl sich die Dokumentation der ab den 1940er Jahren gebauten
Räder verschlechtert", so Manfred, weil ab dieser Zeit das Interesse der
"Hardcorsammler" schwindet. Eine besondere Freude für Eleonore und Manfred
sind Fahrräder, die im Orginalzustand erhalten sind. Als Glücksfall für
ihre Sammlung erwies sich der Nachlass eines ehemaligen Arbeiters der
Puchwerke bei Graz, von dem insgesamt acht Lastwagenladungen, zum Teil
fabrikneuer Fahrräder und Fahrradteile aus der Zeit von 1900 bis 1940,
aufgekauft wurden. Allein das Sortieren der Schätzte dauerte einige Monate.
Ähnlich
einem Kriminalfall
trug sich die Identifizierung ihres bisweilen wertvollsten Rades zu. Im
Sommer 2005 ersteigerten sie auf e-bay ein komplett verrostetes Fahrrad
aus Bad Ischl. Daraufhin wurde das Rad im deutschen Fahrradsammler Forum
eingehend besprochen. Außer der Gewissheit, es müsse sich um "etwas Altes"
handeln, kam man dort zu keinem genaueren Ergebnis. Auch SammlerInnen
und ExpertenInnen, die das Rad vor Ort in Augenschein nahmen, kamen zu
keinem anderen Schluss. So wurde das Rad von Manfred am Osterwochenende
2006 vorsichtig vom Rost befreit. Die erste Überraschung! Das Rad war
darunter in einem außergewöhnlich guten Zustand. Auf dem Kettenblatt,
einer Vollscheibe, kam eine geprägte Verzierung zum Vorschein und auf
dem Lenkerkopf - für das ungeübte Auge kaum erkennbar - eine Ätzung! Als
Manfred entdeckte, dass das Kettenblatt verkehrt eingebaut war und er
dessen vermeintliche Rückseite polierte, löste sich das historische Rätsel.
Es handelt sich um ein Johann Puch Rad um das Jahre 1906! Eine Sensation!
Gerne
nehmen sich die beiden auch um Kundenfahrräder an,
von der exakten Datierung bis zur originalgetreuen Rekonstruktion wird
bei ihnen alles angeboten. Auch spezielle Kundenwünsche - wie beispielsweise
ein historisches Rad mit neuerer Technik auszustatten -findet bei ihnen
ein offenes Ohr. Ein großes Lager an historischen Ersatzteilen sowie das
Wissen um die technischen Besonderheiten, stehen dafür zur Verfügung.
Manfred erweist sich in Sachen historischer Modellpflege als wandelndes
Lexikon. Kadernbetriebene Räder von 1910 oder eine Tretkurbelschaltung
von Adler aus dem Jahre 1930 sind nur ein kleiner Auszug aus seinem Fahrradarchiv,
die der interessierte Besucher gleich Vorort in Augenschein nehmen kann.
Gut erhaltene Räder müssen "nur" fachmännisch poliert und die Lager nachgefettet
werden - eine Neulackierung wäre da ein Verbrechen. Ist eine Lackierung
unvermeidbar, werden nach dem Entrosten und Entlacken acht Schichten Lack
aufgetragen. Alte Reifen werden mit Amorall behandelt. Eine Neueinspeichung
der Felgen ist oft weniger aufwendig, als die Speichen zu polieren. Unwiederbringliche
Teile stellt Manfred selbst her wie z.B.: Lenkergriffe aus Holz oder spezielle
Pedale. Verchromen und Vernickeln lässt er jedoch außer Haus. Alte Firmenlogos
werden von Eleonore am Computer rekonstruiert, und von einer Spezialdruckerei
in Deutschland als Abziehbild gefertigt. Die Linierungen (das sind die
schönen Streifen auf den Felgen und dem Rahmen der Räder), die in den
Puchwerken bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts von Frauen händisch
gemahlt wurden, werden nun von Manfred orginalgetreu gemacht. Auch engagierten
Hoppybastlern stehen Manfred und Eleonore mit Rat und Tat zur Seite. Ersatzteile
gibt es zwar nicht um sonst, aber dafür in großer Auswahl und bester Qualität.
Nähere Informationen unter:
Manfred Dittler Schlögelgasse 19
1120 Wien
01/ 802 52 22
www.waffenrad.at
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